Biologisch abbaubare Werkstoffe weisen in der Eigenkompostierung lange Abbauzeiten auf

Nach aktuellen Untersuchungen der Bauhaus-Universität Weimar sind biologisch abbaubare Werkstoffe (BAW) mit Ausnahme von Produkten aus Polymilchsäure auch in der Eigenkompostierung abbaubar. Auf Grund der teilweise suboptimalen Bedingungen in der Eigenkompostierung wurden jedoch deutlich längere Zeiträume zum Abbau benötigt als dies in Kompostierungsanlagen der Fall ist.

Umfragen im Rahmen des Kasseler Modellversuches zur Markttauglichkeit von Verpackungen aus biologisch abbaubaren Werkstoffen, der von Mai 2001 bis Dezember 2002 durchgeführt wurde, ergaben bei der Frage nach dem gewählten Entsorgungsweg für BAW, dass rund 25 % der Befragten ihre gebrauchten BAW-Produkte in die Eigenkompostierung verbracht hatten. Das Ergebnis wurde durch die Ergebnisse der Abfallanalysen bestätigt. Vor diesem Hintergrund wurde an der Bauhaus-Universität Weimar jetzt auch dieser Verwertungsweg bezüglich seiner Funktionalität untersucht.

Bislang existierende Untersuchungen zur aeroben Abbaubarkeit von BAW, sowie die Normen DIN V 54 900 und ASTM 6400-99, beziehen sich fast ausschließlich auf die Abbaubarkeit der Biopolymere unter Laborbedingungen und/oder in großtechnischen Kompostanlagen. Die großtechnische Kompostierung und die Eigenkompostierung unterscheiden sich in Bezug auf Prozessführung, erreichte Temperaturen, Inputmenge und -zusammensetzung jedoch beträchtlich, so dass das Abbauverhalten der BAW auch in der Eigenkompostierung geklärt werden muss, um die Produkte explizit als kompostierbar bezeichnen zu können, erklärt der Wissenschaftler der Universität.

Der BAW-Abbau in der Eigenkompostierung wurde in Pilotversuchen bezüglich des Abbaugrades verschiedener biologisch abbaubarer Materialien, der Dauer des Abbauprozesses und evtl. Einflüsse auf den Prozess der Eigenkompostierung untersucht. Um das Abbauverhalten ausgewählter BAW zu untersuchen, wurden folgende Versuchsreihen durchgeführt:

Kompostierung von BAW-Produkten mit Küchen- und Gartenabfällen unter kontrollierten Umweltbedingungen in zwei verschiedenen Kompostersystemen als Pilotversuch.
Kompostierung von BAW-Produkten mit Küchen- und Gartenabfällen unter natürlichen Umweltbedingungen in zwei verschiedenen Kompostersystemen als Freiland-Pilotversuch.

Für beide Versuchsdurchgänge wurden zwei verschiedene marktgängige Kompostersysteme gewählt: ein einfacher Lattenrostkomposter und ein geschlossener Thermokomposter. Insgesamt zehn ausgewählte BAW-Produkte, die im Rahmen des Kasseler Modellversuchs erhältlich waren, wurden mit Bioabfall (Küchen- und Grünabfall), der ca. 30 % Strukturmaterial enthielt, kompostiert.

Die Komposter wurden über einen Zeitraum von vier Monaten mit monatlich 50 kg Bioabfall-BAW Mischung (1 Gew.- % BAW im Bioabfall) beschickt. Danach waren die Komposter komplett gefüllt. 50 kg Bioabfall ist die Menge, die von einem Vier-Personen-Haushalt im Sommer generiert werden kann. Die Füllungen wurden durch Gazenetze voneinander getrennt, um Aussagen über den zeitlichen Verlauf des BAW-Abbaus treffen zu können. Die Versuche wurden über 12 Monate durchgeführt, da dies der empfohlene Zeitraum für Eigenkompostierung ist.

Die Versuchsergebnisse weisen darauf hin, dass getestete und zertifizierte BAW, mit Ausnahme von Produkten aus Polymilchsäure (z.B. PLA-Becher), auch in häuslichen Kompostersystemen gut abbaubar sind. Die dafür benötigten Zeiten sind jedoch wesentlich länger. Für mit Copolymer laminierte stärkebasierte Produkte (z.B. TPSS – stärkebasierte Trays) konnten Abbaugrade von bis zu 97 % während der 12-monatigen Kompostierungsphase erreicht werden.

Generell werde empfohlen, so das Fazit, bei explizit als kompostierbar gekennzeichneten BAW-Produkten die Kompostierbarkeit auch im Rahmen der Eigenkompostierung zu überprüfen. Es sei nicht immer möglich, direkt aus der nach DIN V 54 900 nachgewiesenen Kompostierbarkeit in technischen Kompostanlagen auf die Kompostierbarkeit in der Eigenkompostierung zu schließen. Ferner werde empfohlen, die Konsumenten über das Abbauverhalten dieser neuen Materialklasse zu informieren, um so eventuellen Irritationen vorzubeugen.

Weitere Informationen: Dr.-Ing. Matthias Klauß, Bauhaus-Universität Weimar, Professur Abfallwirtschaft, Coudraystraße 7, 99425 Weimar, E-mail: klausz@uni-weimar.de. Quelle: Müll und Abfall, Jg. 36, Heft 6, Juni 2004, S. 283ff. (MKL)

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