Kostendeckende Rückgewinnung von Phosphor aus Abwasser derzeit nicht möglich

Eine kostendeckende Rückgewinnung von Phosphor bei der Abwasserreinigung und Klärschlammbehandlung ist derzeit nicht möglich. Die verschiedenen Verfahren, die zurzeit für die Rückgewinnung von Phosphor zur Verfügung stehen, sind technisch noch nicht ausgereift, sagte Prof. Johannes Pinnekamp, Leiter des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen, auf den 4. Klärschlammtagen in Würzburg.

Die zukünftige Bedeutung von Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphat hänge vom Marktpreis für Rohphosphat, den Kosten der Rückgewinnung und von den politischen Rahmenbedingungen ab. Derzeit seien für Phosphatdünger ab Großhandel für den Bereich der Landwirtschaft in Deutschland ca. 0,39 bis 0,44 €/kg Phosphor(V)-oxid (P2O5) zu entrichten, was einen Preis von 0,9 bis 1 €/kg Phosphor entspreche. Die Kosten für aus Abwasser gewonnenes Phosphat betragen laut Pinnekamp derzeit noch „ein Vielfaches“ der derzeitigen Rohstoffkosten.

Laut Pinnekamp ist allerdings von einer Preissteigerung für Rohphosphat auszugehen, selbst wenn in nächster Zeit bisher unbekannte, wirtschaftlich auszubeutende Rohphosphatlagerstätten gefunden würden. Dies sei allein schon wegen des steigenden Düngemittelbedarfs der weniger entwickelten Länder zu vermuten. Andererseits würden sich die „derzeit noch sehr hohen und aufgrund zahlreicher ungeklärter Fragen noch sehr unsicher abzuschätzenden Kosten“ einer Phosphorrückgewinnung durch Forschung, Entwicklung und großtechnische Pilotanlagen verringern. Im Abwasser seien beträchtliche Mengen an Phosphor vorhanden, mit denen ein bedeutender Anteil des bei der landwirtschaftlichen Düngung erforderlichen Phosphats substituiert werden könnte.

Im Hinblick auf die ökologischen Aspekte erläuterte Pinnekamp, dass für die Gewinnung, die Produktion und den Transport von Rohphosphat hohe CO2-Emissionen anfielen, davon rund zwei Drittel für den Transport. Die Phosphaterzgewinnung sei mit erheblichen Umweltbeeinträchtigungen verbunden – so fielen bei der Rohphosphatgewinnung 10 bis 15 Mal mehr Abraum und Abgänge an als im Braunkohlebergbau in Deutschland. Aber auch die Rückgewinnung von Phosphor sei mit ökologischen Nachteilen verbunden. So erforderten viele der bekannten Verfahren einen hohen, derzeit aber noch nicht abschließend zu beziffernden Energieaufwand und Chemikalieneinsatz. Auch seien CO2-Emissionen für den wahrscheinlichen Transport zu einer zentralen Aufbereitungsanlage in Rechnung zu stellen. Hierbei sei zu berücksichtigen, dass bereits heute erhebliche CO2-Emissionen bei der Klärschlammentsorgung anfielen.

Pinnekamp verwies auf die Empfehlungen einer Arbeitsgruppe der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), denen zufolge die Grundlagen und Verfahren der Phosphorrückgewinnung weiter entwickelt werden müssen, um mittel- bis langfristig eine fundierte Bewertung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Verfahren zu ermöglichen. Eine gesetzliche Vorgabe zur Phosphorrückgewinnung könne laut DWA erst erfolgen, wenn Erkenntnisse über die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Rückgewinnungsverfahren vorlägen.

Voraussetzung für eine spätere Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammaschen ist allerdings eine Monoverbrennung, heißt es in den von Pinnekamp vorgestellten Empfehlungen. Dabei sollte die Ablagerung von Aschen der Klärschlammmonoverbrennung so erfolgen, dass eine zukünftige Phosphorrückgewinnung möglich ist. Dies ist zumindest v.a. dort zu empfehlen, wo eine direkte landwirtschaftliche Klärschlammverwertung aufgrund unzureichender Klärschlammqualitäten nicht in Frage kommt.

Kontakt: Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen, Mies-van-der-Rohe-Straße 1, 52074 Aachen, Telefon: 0241/805207, Fax: 0241/8022285.

Quelle: H&K 2/2005, S. 129

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