Biotonne: Mit Filterdeckel oder Normalbehälter?

In verdichteten Bebauungsstrukturen anfallende Bioabfälle sind durch verhältnismäßig hohe Anteile an organischen Küchenabfällen gekennzeichnet. Im Gegensatz zu gemischten Gartenabfällen sind organische Küchenabfälle in der Regel sehr nass und strukturlos. Diese Bedingungen können vor allem in der warmen Jahreszeit in der Biotonne zu verstärkten Problemen führen. Ursache sind beschleunigte Fäulnisprozesse und daraus resultierende Geruchsemissionen sowie verstärkte Madenentwicklung aufgrund der Eiablage von Fliegen.

Aus vorgenannten Gründen sind in den vergangenen Jahren verschiedene „technische Lösungen“ zur Vorbeugung gegen die geschilderten Probleme auf den Markt gebracht worden. Zu nennen sind Biotonnen mit Luftschlitzen, Biotonnenpulver und Biofilterdeckel. In Kiel hat der Abfallwirtschaftsbetrieb diese technischen Lösungen einer Prüfung unterzogen. Die Filterdeckel für Biotonnen wurden ein halbes Jahr lang im Hochhausbereich in Kiel-Mettenhof getestet. Die Erfahrungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  •  die Biotonnen mit Filterdeckel unterscheiden sich in bezug auf die Geruchsentwicklung nicht wesentlich von Tonnen mit normalem Deckel
  • gegen Ende der Testphase war bei dem Grad der Verschmutzung der Biotonnen kein Unterschied der Tonnenarten festzustellen
  • in Tonnen mit Biofilterdeckel haben sich gegen Ende der Untersuchung ebenfalls Maden entwickelt. Dies ist besonders interessant, da in dieser Hinsicht der einzige Vorteil gegenüber herkömmlichen Tonnen erwartet wurde. Die Fliegen sollten durch den Dichtungsring vom Inneren der Tonne abgehalten werden
  • in den Tonnen mit Filterdeckel sammelt sich durch den relativ gut schließenden schweren Deckel mit Dichtung sehr viel Kondenswasser, vornehmlich an der Innenseite des Deckels. Dadurch kann die Pilz- und Geruchsentwicklung in den Tonnen sogar verstärkt werden.


Biotonnen mit Lüftungsschlitzen haben sich ebenfalls nicht bewährt. Dies liegt vor allem daran, dass die Vorteile der belüfteten Tonnen, wie geringerer Pilzbefall, durch die Nachteile bei der Handhabung der Entleerung, z.B. Heraustreten des Sickerwassers beim Schüttvorgang, wieder aufgewogen werden.

Bezüglich der Empfehlungen zur Bekämpfung von Maden, die in den warmen Sommermonaten in den Biotonnen auftreten können, wurden vier Mittel zur akuten Bekämpfung geprüft: Gesteinsmehl, Branntkalk, Kalkstickstoff und Biotonnenpulver. Der Einsatz von Branntkalk und Kalkstickstoff hat zu keinem nennenswerten Ergebnis bei der Madenbekämpfung geführt. Biotonnenpulver ist ebenfalls wirkungslos bei akutem Madenbefall. In dieser Situation hat sich als einziges wirksames Mittel Gesteinsmehl bewährt: es trocknet die Maden aus und bindet ebenfalls die Feuchtigkeit am Deckelrand und an den Tonneninnenwänden.

Hygienisch und ästhetisch akzeptable Verhältnisse in der Biotonne, d.h. wenig Gerüche, keine Maden und wenig Pilzbefall können, so das Resümee, nur durch richtiges Sortieren und Sammeln der organischen Abfälle so wie dem richtigen Umgang mit der Biotonne erreicht werden. Der entscheidende Hebel für eine reibungslos funktionierende Bioabfallsammlung ist eine gute und kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit.

Zu den Empfehlungen des richtigen Umgangs mit der Biotonne gehören unter anderem:

  • Strukturmaterialien zugeben (Garten- und Parkabfälle, Zeitungspapier)
  • nasse, faule oder geruchsintensive Abfälle in Altpapier einwickeln
  • Abfallgefäße an schattigen Standorten aufstellen
  • geschlossene Biotonnen verwenden, wegen Schadnagern und Fliegen
  • keine unkontrolliert belüfteten Abfallgefäße verwenden
  • stark verschmutzte Sammelgefäße und Biotonnen reinigen
  • Entleerung der Biotonnen innerhalb von längstens 14 Tagen sicherstellen


Quelle: UP-Umweltpraxis, Ausgabe 6/2001

Quelle: H&K 3/2001, S. 183