Klärschlammvererdung im Schilfbeet

Die konventionelle Standardmethode zur Klärschlammbehandlung umfasst folgende Verfahrensschritte:

  • Die biologische Teilstabilisierung durch Überlüftung (aerobe Stabilisierung) oder Faulung (anaerobe Stabilisierung),
  • die Konditionierung durch die Fällung der gelösten Kolloide mit Brandkalk und/oder synthetischen Polymeren,
  • Abtrennung des Wassers mit Zentrifugen oder Pressen.


Entwässerte Schlämme enthalten noch ca. 75 - 80 % Wasser. Bei Kalk/Kalkschlammgemischen reduziert sich der Wasseranteil entsprechend der zugesetzten Kalkmenge. Sie sind biologisch mehr oder weniger teilstabilisiert und abgesehen von sehr hohen Branntkalkzugaben nicht hygienisiert. Als Entsorgungswege stehen entweder die landwirtschaftliche Verwertung nach der Klärschlammverordnung oder die Verbrennung und anschließende Deponierung zur Wahl.

Höherwertige Produkte können aus Klärschlämmen nur durch Kompostierung oder Vererdung erreicht werden. Durch eine Kompostierung können entwässerte Klärschlämme vollstabilisiert und hygienisiert werden. Dies eröffnet zusätzliche Verwertungsmöglichkeiten im Garten- und Landschaftsbau oder bei der Herstellung von Kultursubstraten und gärtnerischen Erden.

Weiterhin kann das Ziel, aus Klärschlämmen hochwertige und universell einsetzbare Produkte zu erzeugen, auf dem Wege der Vererdung in Schilfbeeten erreicht werden.

Die Klärschlammvererdung in Schilfbeeten wurde im großtechnischem Maßstab zuerst 1991 auf der Nordseeinsel Norderney (50.000 EW) realisiert. Nach den guten Erfahrungen dort wurde das Verfahren im steigenden Maße im In- und Ausland angewendet. Der Erfolg ist darauf begründet, dass das Verfahren sowohl ökonomisch günstig als auch bequem zu betreiben ist und eine hohe Entsorgungssicherheit bietet.

Die Klärschlammbehandlung erfolgt in Schilfbeeten, die in gedichteten Becken angepflanzt werden. Die Beckenkontur wird in Erdbauweise hergestellt und mit PE-Folien ausgekleidet. Der Verfahrenserfolg ist in weitem Rahmen von den bautechnischen Ausführungen und von einer optimierten Betriebssteuerung abhängig. Anlagen, die aus mehreren Beeten bestehen, sind in der Investition etwas teuerer, führen aber zu einer deutlich erhöhten Betriebs- und Entsorgungssicherheit.

Ein Beet kann je nach Ausfertigung 6 - 10, evtl. auch mehr Jahre beschickt werden. Der aufgelandete Schlamm wird periodisch mit der nächsten Auflandung überschichtet und Schicht für Schicht im Beet gestapelt. Der Schilfbestand führt unter anderem durch Sauerstoffeintrag über ein dichtes Rhizomgeflecht zu einem langsamen Abbau und zu einer Stabilisierung.

Ist die Kapazität eines Beetes erreicht, wird die Beschickung eingestellt. Die Beete trocknen ab, Luft dringt vermehrt in den Schlamm ein und es setzt ein intensiver Vererdungsprozess ein. Dabei kommt es zu einer explosionsartigen Vermehrung von Kompostwürmern, aber auch anderer Kleinlebewesen, die für humusreiche Böden typisch sind. Durch Trocknung und Abbau der organischen Substanz sacken die Beete zusammen.

Nach einer halb- bis einjährigen Trocknungsphase im Beet wird die Klärschlammerde bis zur ursprünglichen Pflanzschicht herausgenommen. Diese verbleibende Schicht ist dicht mit Schilfrhizomen und -wurzeln besiedelt, so dass daraus ein neuer Bestand austreiben und ein neuer Betriebszyklus aufgenommen werden kann.

Die dem Beet entnommene Klärschlammerde kann direkt verwertet oder einer auf einen entsprechenden Anwendungszweck abgestimmten Konfektionierung unterzogen werden.

Klärschlammerde ist das Produkt langjähriger natürlicher bodenbildender Prozesse. Das Ergebnis ist eine hohe Leistungsfähigkeit auf dem Niveau der organischen Substanz hochwertiger Böden und ein ansprechendes Aussehen.

Die Klärschlammerde ist unter anderem biologisch voll stabil und hochgradig verträglich für Pflanzen und Bodentiere. Chemisch ist Klärschlammerde hochleistungsfähig, gekennzeichnet unter anderem durch eine Kationenaustauschkapazität um 250 mval/100 g organischer Substanz.

Physikalisch zeichnet sich Klärschlammerde z. B. durch ihre Struktur aus: Sie besteht aus stabilem porösen und bis 2 mm großen Krümelaggregaten, wie sie typischer Weise durch hohe Aktivität von Regenwürmern entsteht. Klärschlammerde ist ein veredeltes und äußerst vielseitig verwertbares Klärschlammprodukt.

Die gewonnen Resultate aus 10 Jahren Klärschlammvererdung in großtechnischen Anlagen sichern neben der betriebswirtschaftlichen Komponente auch die Verfahrenstechnik und eröffnen für die Verwertung flexible auf die Marktsituation der Zukunft angepasste Verwertungsmöglichkeiten.

In Zusammenarbeit mit den Betreibern solcher Vererdungsanlagen hat die Bundesgütegemeinschaft Kompost e. V. beim RAL - Deutsches Institut für Kennzeichnung und Gütesicherung eine Gütesicherung für qualitativ hochwertige Klärschlammerden sowie Klärschlammkomposte beantragt.

Qualitativ hochwertige Veredelungsprodukte aus Abwasserschlämmen sollen sich auf diesem Wege für ein breites Anwenderspektrum auch außerhalb der Landwirtschaft qualifizieren und dabei das belastende Image eines potentiellen „Gefahrstoffs" überwinden.

Nähre Information: EKO PLANT, Karlsbrunnenstr. 11, 37249 Neu Eichenberg, Telefon: +49 (0)5542-9361-0, Fax: +49 (0) 5542-9361-68, EMail: concept@eko-plant.de, Internet: www.eko-plant.de. (KD)

Quelle: H&K 2/2000, S. 93

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