Die durch Aufbau von zusätzlichen Kapazitäten an Heizkraftwerken mit EEG-Vergütung wachsende Nachfrage nach Biomassebrennstoffen erregt bei all denjenigen Akteuren Aufmerksamkeit, die über Biomasse verfügen oder diese akquirieren können. Dies gilt insbesondere für Anlagen zur stofflichen Verwertung von Bio- und Grünabfällen aus der getrennten Sammlung.
Der „Fachausschuss Biologische Abfallbehandlung“ der Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft (EdDE) hat das Thema „Brennstoffe aus Kompostrohstoffen“ aufgegriffen und durch den „Lehrstuhl für Aufbereitung und Recycling fester Abfallstoffe“ an der RWTH Aachen eine Studie erarbeiten lassen. Diese befasst sich mit der Frage, in wie weit aus in Kompostwerken verfügbaren Materialien eine stoffliche Verwertung als Kompost mit einer gleichzeitigen Gewinnung von Biomassebrennstoff kombiniert werden kann.
Derzeit werden in Deutschland ca. 8 Mill. t Bio- und Grünabfälle erfasst. An beiden Stoffströmen wurden Untersuchungen mit Blick auf die Brennstoffeigenschaften durchgeführt und mit Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis abgeglichen.
Im Bioabfall dominieren nasse und feine Inhaltsstoffe < 40 mm, während sich für die thermische Nutzung geeignete Anteile lediglich temporär und nur mit Massenanteilen von 1 bis 3 % finden lassen. Grünabfall ist dagegen wesentlich holzreicher. Nach einfacher Aufschlusszerkleinerung und klassierender Anreicherung von holzreichen Inhaltsstoffen mit hohem Heizwert lassen sich in bestimmten Zeiträumen (Winter/Frühjahr) größere Mengen an Biomassebrennstoff anreichern.
Kompostierungsanlagen arbeiten mit biologischen Prozessen, die bestimmte Anforderungen an den Gehalt an Strukturmaterial im Rottegut erfordern. Dieses Strukturmaterial wird einerseits durch holzartige Anteile des Bioabfalls und andererseits durch Zuschläge mechanisch vorbehandelter strukturreicher Grünabfälle eingetragen.
Die bei der Konfektionierung von Endprodukten anfallenden Siebreste stellen ebenfalls eine Quelle heizwertreicher Biomassebrennstoffe dar. Nachteilig dabei ist jedoch, dass in Siebresten störende Inhaltsstoffe angereichert werden. Eine Gewinnung von Brennstoffen aus Siebresten verlangt daher eine komplexe Aufbereitung, wenn die hohen Güteanforderungen von Biomassebrennstoffen erfüllt werden sollen.
Die Antwort auf die im Titel der Studie gestellte Frage fällt eindeutig aus: Aus getrennt gesammeltem Bioabfall lässt sich weder mit vertretbarem Aufwand noch in nennenswerter Menge fester Biomassebrennstoff gewinnen. Die stoffliche Verwertung durch Kompostierung hat für diesen Stoffstrom absoluten Vorrang.
Ob für einen Kompostierungsbetrieb ein nebeneinander von stofflicher (Kompost) und energetischer Verwertung (Brennstoff) in Betracht kommt, hängt von zahlreichen Parametern ab. Maßgeblich sind die jeweilige Verfahrenstechnik und deren Bedarf an Strukturmaterial, die regionalen Märkte für Kompostprodukte sowie die ortstypische Zusammensetzung der Kompostrohstoffe. Daneben ist die regionale Nachfrage nach Biomassebrennstoffen in der von Kompostierungsanlagen herstellbaren Qualität zu berücksichtigen. Um ein anlagenspezifisches Verwertungsprofil erstellen zu können, sind in der Studie Musterfragen als Arbeitshilfe zusammengestellt.
Bestellung: Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft, E-Mail: Kontakt@Entsorgergemeinschaft.de. Die Studie kostet 25 € zuzüglich MwSt. und Versand.
Für Kompostanlagen mit RAL-Gütesicherung hat die Bundesgütegemeinschaft Sonderkonditionen verhandeln können: Mitglieder der Gütegemeinschaften können unter Angabe der BGK-Nr. der gütegesicherten Kompostierungs- oder Vergärungsanlage bei Bestellung über die Geschäftsstelle der Bundesgütegemeinschaft die Studie zu einem Preis von 18 € zuzüglich MwSt. und Versand erhalten (Bestellformular bitte klicken). (KE)
Quelle: H&K 2/2005, S.114