Das Institut für Pflanzenernährung an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität in Bonn (früher: Agrikulturchemisches Institut) beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit den Möglichkeiten der Verwertung von Sekundärrohstoffen. Es verfügt über den ältesten Dauerdüngungsversuch zur Verwertung von Komposten und Klärschlamm in Deutschland, der im Jahre 1959 von Prof. Kick angelegt wurde. So lassen sich insbesondere langfristige Wirkungen der Anwendung von Sekundärrohstoffdüngern ermitteln.
Der Versuch “Meckenheim“ liegt 15 km südwestlich von Bonn. Der Bodentyp ist eine Parabraunerde aus tiefgründigem Löß mit einer Korngrößenverteilung (der obersten 30 cm) von 17,8 % Ton, 76,3 % Schluff und 5,9 % Sand.
Nach der langen Laufzeit des Versuchs lasse sich zeigen, so die Wissenschaftler, dass mit Kompost ein der Mineraldüngung vergleichbares Ertragsniveau erreichbar ist. Das Ertragsniveau des Versuchs entspricht dem ortsüblichen Ertragsdurchschnitt von derzeit ca. 85 dt Winterweizen/ha und 550 dt Zuckerrüben/ha.
Zusätzlich legen die Wissenschaftler dar, dass die organische Substanz im Boden angehoben werden konnte. Kompost weise aufgrund der geringen Umsetzungsraten der enthaltenen organischen Substanz eine hohe Humusreproduktionsleistung auf. Das zeige sich in der Anhebung der Gehalte an organischer Substanz gegenüber dem AusgangswertI. Die Humuswirkung von Kompost war selbst in der niedrigsten Aufwandstufe (gemäß heutiger Bioabfallverordnung) der von 40 t Stallmist überlegen.
Darüber hinaus gehen die Wissenschaftler auf die basische Wirksamkeit (Kalkwirkung) von Kompost ein. Die Kalkwirksamkeit beruht überwiegend auf den basisch wirksamen Calcium- und Magnesiumcarbonaten, die einem frisch gefällten feinstverteilten Carbonatkalk entsprechen und eine sehr gute Wirksamkeit aufweisen. Sie tragen damit zur Anhebung des pH-Wertes bei und wirken der Bodenversauerung entgegen.
Im Dauerversuch Meckenheim M VI konnte deutlich gezeigt werden, dass bereits die einfache Aufwandmenge an Kompost ausreichte, um den Basenverlust am Standort mehr als zu kompensieren.
Als Beispiele für die Nährstoffwirkung werden von den Autoren die Verfügbarkeit von Kalium, Phosphat und Stickstoff behandelt.
Zwar sei der Hauptaspekt der Kompostanwendung die Humuswirkung, erklären die Forscher, doch sollte die Verwendung von Komposten auch unter dem Aspekt der Schonung endlicher Rohstoffvorräte (z. B. Phosphat, Kalium) gesehen werden. Insbesondere Phosphat sei eine der am meisten begrenzten Ressourcen. Je nach Entwicklung des Verbrauchs sei mit einer Verfügbarkeit der Reserven nur noch für weitere 100 – 150 Jahre zu rechnen. Daher sollte, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, der Bedarf an Rohstoffen zur Düngerherstellung langfristig zur Schonung der begrenzten Vorräte soweit irgend möglich durch Sekundärrohstoffe gedeckt werden.
Der Beitrag von Prof. Heiner E. Goldbach, Prof. Heinrich W. Scherer und Joachim Clemens ist im Tagungsband "20 Jahre Biotonne Witzenhausen – eine Standortbestimmung" des Arbeitskreises für die Nutzbarmachung von Siedlungsabfällen e.V. (ANS) enthalten. (SR)
H&K 03-3-179