Hochwertige Komposte zeigen fungizide Wirkungen (Wirkung gegen pilzliche Schaderreger) auf. Dies ist das zentrale Ergebnis der Ausführungen von Dr. Christian Bruns, Dr. Christian Schüler und Franziska Waldow zum aktuellen Wissensstand über phytosanitäre Wirkungen von Komposten.
Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler wurde erstmals Anfang der 60er Jahre in einer Reihe von Untersuchungen auf den Zusammenhang zwischen Bodengesundheit und organischer Düngung hingewiesen. Ausgehend von diesen Untersuchungen prägte eine Arbeitsgruppe an der Humboldt Universität Berlin den Begriff des „antiphytopathogenen Potentials“ des Bodens und machte Vorschläge, wie durch den gezielten Einsatz von Festmist und Mistkomposten eine Verbesserung der Bodengesundheit zu erzielen ist.
Mit dem Rückgang der Festmistdüngung und Mistkompostierung gerieten diese Ansätze lange Zeit nahezu in Vergessenheit. Eine systematische Bearbeitung des Phänomens der suppressiven Effekte von Komposten (d.h. ihrer Fähigkeit, Pilzkrankheiten bei Pflanzen zu unterdrücken), begann erst in den späten 70er Jahren, als in den USA verstärkt nach Torf-Ersatzstoffen gesucht und die suppressive Wirkung von kompostierten Rindenprodukten erkannt wurde, erläutern die Wissenschaftler.
Eine Arbeitgruppe an der Universität Kassel hat sich seit Ende der 80er Jahre mit suppressiven Eigenschaften von Bioabfallkomposten aus der getrennten Sammlung beschäftigt. Inzwischen steht dort eine Reihe von Ergebnissen zur Verfügung, die besonders Komposte aus Garten- und Parkabfällen für die Nutzung als „suppressive Komposte“ als geeignet erscheinen lassen.
Im Rahmen einer Dissertation an der Universität Kassel wurden suppressive Wirkungen von Komposten unterschiedlicher Ausgangsmaterialien in einem experimentellen Ansatz systematisch verglichen, die Komposte in mikrobiologischer Hinsicht charakterisiert und Ursachen für unterschiedliche Wirkungen mehrerer Kompostmaterialien untersucht. Letztlich galt es, sowohl Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen als auch Hinweise zur Auswahl potentiell suppressiver Komposte zu geben.
Zusätzlich wurde im Rahmen eines vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL) und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten Projektes in Zusammenarbeit mit zwei Erdenwerken und vier ökologisch wirtschaftenden Gartenbaubetrieben untersucht, ob speziell für den Einsatz im Gartenbau produzierte Komposte mit hohem „antiphytopathogenen Potential“ in Topfkräuterkulturen, Ziergehölzen und Zierpflanzen erfolgreich eingesetzt werden können. Der Einsatz der Komposte und Kompostprodukte sollte die Unterdrückung häufig auftretender bodenbürtiger Schaderreger wie Pythium spp., Rhizoctonia solani, Sclerotinia sclerotiorum, Phytophthora spp. und Fusarium oxysporum feststellen bis zum Routineeinsatz optimiert werden.
Die Autoren kommen unter Betrachtung aller bisherigen Forschungsergebnisse zu dem Schluss, dass unter Praxisbedingungen in einem definierten Prozess erzeugte hochwertige Grünabfallkomposte reproduzierbar suppressive Wirkungen zeigen. So wurden auf Betrieben in Demonstrationsversuchen gezeigt, dass nach künstlicher Infektion mit Pythium spp. suppressive Effekte bei Poinsettien und Pelargonien auftreten. Positive Ergebnisse ließen sich auch bei Phytophthora spp. an Chamaezyparis lawsonianae (Praxisversuche mit natürlicher Infektion) nachweisen.
Die eingesetzten Kompostsubstrate erbrachten darüber hinaus im Vergleich zu Handelssubstraten ohne Kompost, die in den Gartenbaubetrieben üblicherweise eingesetzt wurden, eine gleichwertige Pflanzenqualität, so das Resümee der Wissenschaftler. Dementsprechend empfehle sich für hochwertige Grünabfallkomposte mit natürlicher Suppressivität ein großes Absatz- und Einsatzpotential im Bereich der Herstellung von Kultursubstraten (Torfersatz 20-40 Vol.-%). In derzeit laufenden Projekten werde an der Ausarbeitung von Qualitätsstandards gearbeitet und versucht, mikrobielle Indikatoren als Testverfahren für das suppressive Potential von Komposten bereit zu stellen.
Die Ergebnisse wurden im Rahmen der Tagung des Arbeitskreises für die Nutzbarmachung von Siedlungsabfällen (ANS), die am 02. und 03. Juni 2003 in Witzenhausen stattfand, vorgestellt worden und Tagungsband nachzulesen. (SR)
Quelle: H&K 3/2003, S.191